Das kleine Dorf am Fluss enstand und entwickelte sich in langobardischer Zeit (7.-8. Jh.) dort, wo sich eine der frequentiertesten, sichersten Übergänge über den Mincio befand. Jahrhundertelang stellte die Furt bei Borghetto den Hauptzugang zu venetischem Gebiet dar. Nachdem in Mittelalter der Übergang bei Peschiera del Garda verfallen war, konnte der Fluss zwischen dem Gardasee und den Seen um Mantua nur in Borghetto überquert werden.
11. Jahrhundert
Errichtung der Kirche Santa Maria mit kleiner Klosteranlage.
12. Jahrhundert
Das Lehen Borghetto gehörte dem Benediktinerkloster San Prospero aus Reggio Emilia. Wahrscheinlich war es Teil der groβen Ländereien unter der Herrschaft der Gräfin Mathilde aus Canossa.
13. Jahrhundert
Der Orden der Tempelritter übernahm das Lehen Borghetto und gründete eine eigene Komturei zur Kontrolle der Furt und zur Aufnahme der zahlreichen Pilger, die die Poebene durchquerten, um sich zu den groβen Wallfahrtsorten der mittelalterlichen Religiosität zu begeben: Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. Den Templern sind die Errichtung einer ersten Holzbrücke, einer Anlegestelle, der Bau der ersten Wassermühlen, eines ständigen Fischverkaufs und einer ersten Gastwirtschaft zu verdanken. Wir haben zwar keine dokumentarischen Belege, dass diese erste Taverne am selben Ort stand, an dem sich heute die Antica locanda Mincio befindet. Wir können jedoch feststellen, dass in allen anschlieβenden Eigentumsübertragungen des Lehens der uns bekannten Auflistungen immer von einer Gastwirtschaft, locanda, gesprochen wird, deren Standort erst im 16. Jahrhundert sicher belegt ist. Es ist aber äuβerst wahrscheinlich, dass sich unter den Fundamenten des heutigen Restaurants die Mauerreste der thaberna templare befinden.
14.Jahrhundert
Nach dem jähen Ende des Templerordens gingen die Besitzungen in Borghetto auf Anordnung des Papstes auf die Malteser-Ritter und im Anschluss daran auf die Benediktinermönche der Abtei San Zeno in Verona über. Das Adelgeschlecht der Scaliger erwarb das Lehen im Jahre 1331 und reihte es in die Festungen der über 16 Kilometer langen Verteidigungslinie Serraglio ein. 1393 errichtete Gian Galeazzo Visconti, Herzog von Mailand, den groβen, befestigten Brückendamm, der das Tal des Mincio für immer veränderte und die alte Furt verschwinden lieβ.
15. Jahrhundert
Die Republik Venedig dehnte ihre Herrschaft auf das Veroneser Territorium aus. 1407 erwarb Gerolamo Contarini, ein venetischer Patrizier, von der Steuerkammer in Verona das Lehen Borghetto. Im Kaufvertrag wurde eine Taverne genannt.
1436
Für die ansehnliche Summe von 6.000 Golddukaten verkauften die Erben Contarinis die Ländereien in Borghetto an Messer Pace Guarienti. Die Veroneser Familie Guarienti hatte das Recht auf Einnahme des Brückengelds und der Pacht für das naheliegende Gasthaus.
1583
Der Staat Venetien verkaufte das jus tabernae von Borghetto an den Meistbietenden. Die Guarienti widersetzten sich der Zollauflage.
1608
Das gasthaus, im Textdokument Hospitium genannt, wurde für 45 Dukaten pro Jahr verpachtet.
1609
In seinem Testament vermerkte Giacomo Guarienti die Kosten für die Erhöhung der Hofmauern der Gaststätte von Borghetto: “…weil die Gastwirte dort nicht sein wollten, da sie sich im Haus nicht sicher fühlten”.
1616
In seiner testamentarischen Verfügung überschrieb Guglielmo Guarienti, der keine rechtmäβigen Erben hinterlassen hatte, die Eigentumsrechte des Lehens von Borghetto auf die Veroneser Familie Maffei.
1691
Venedig erkannte die Rechte der Maffei an und verzichtete auf den Verkauf der Gastwirtschaft: “Auf Grund der Befugnis dieses Rates solle der zuständigen Person angeordnet werden, von der Verkaufliste der Gasthäuser des Festlands das in Borghetto im Veroneser Gebiet gelegene Gasthaus, das auf den Grafen Carlo Maffei durch rechtmäβige Titel übergegangen ist, zu streichen”.
1762
Die Gebrüder Agostino un Carlo Maffei verpachteten an die Herren Tacconi aus Valeggio: “…ihr gesamtes Eigentum, Häuser, Ländereien, Zehnt, Gasthaus, Metzgerei, Brücke und Tor”, gegen Entrichtung von 700 Dukaten pro Jahr.
1836
Wegen unabdingbarer finanzieller Notwendigkeiten teilten die Maffei das Lehenseigentum Borghetto auf und verkauften es. Die Kaiserlich-Königliche Regierung Österreichs nahm das Brückengeld ein und verkaufte das Gasthauseigentum an Privatleute.
1859
Das rechte Ufer des Mincio, an dem die Antica Locanda liegt, wurde an das Königreich Italien angeschlossen.
1866
Valeggio und die venetischen Territorien wurden Teil des Italienischen Staates.
Cesare Farinelli – Valeggio sul Mincio